Das Theater leben: DIE HANDLUNG
25 Meditation. 1969
von Julian Beck
Erschienen in: Das Theater leben – Der Künstler und der Kampf des Volkes (05/2021)
MEDITATION. 1969
das buch handelt
von der rolle des künstlers in der revolution:
es reicht nicht zur aufklärung der intellektuellen, gedichte zu schreiben: seit 400 jahren arbeitete ich unter der trügerischen prämisse, man könne das bewusstsein der bourgeoisie oder aristokratie durch kunst revolutionieren, und dann würden sie die ganze welt verändern …
Die spirituellen Philosophen machen immer denselben Fehler. Die Vorstellung, dass es Wissen, „hohe“ Kunst und „tiefsinniges“ Denken nur für die privilegierten Kreise gibt – und nicht für das Volk – negiert/entwertet die Bedeutung von Kunst und Wissenschaft als heilige Schönheit. Warum haben wir das nicht erkannt?
Wurden wir (die Künstler der Elite) ebenso betrogen, wie das Volk betrogen wurde?
Der Kapitalismus und der Staat bauen große Theater, um die theatrale Kultur einzuhegen. An solchen Orten befreit die Kunst zwar das Bewusstsein, aber die Dämonen greifen fester zu.
Was nützen Strindbergs, Tolstois, oder Aischylos’ gesammelte Werke, wenn der Zuschauer, während er sie betrachtet, immer enger an die Sklaverei des Systems gefesselt wird.
Was nützen lyrische Orgasmen, wenn man dafür bezahlen muss mit … seinem Blut … seinem Tod … einer auf Eis gelegten Seele …
Wenn man dafür bezahlen muss, wer prostituiert sich dann?