MEDIALE REKONSTRUKTIONEN

Zu historischem Ereignis und künstlerischem Reenactment in den Arbeiten von Thomas Harlan und Robert Kuśmirowski

Micha Braun: Wir sind unter einer etwas wagemutigen Verklammerung von zwei Perspektiven zusammengekommen: Einmal geht es um zwei Künstler, die sich dem ersten Anschein nach auf jeweils ihre Weise mit historischen Ereignissen in einem sehr allgemeinen Verständnis beschäftigen und diese Geschichten in den paradigmatischen Medien Film und Museum zur Darstellung bringen. Zum Zweiten setzen sie sich dazu mit einer bestimmten theatralen Praxis des Reenactments auseinander, die oft als Möglichkeit angesehen wird, diese vergangenen Begebenheiten performativ rekonstruieren zu können. Allerdings handelt es sich dabei weder um Theaterarbeiten im landläufigen Sinne, noch scheinen die historischen oder historiographischen Interessen beider – geschweige denn ihre künstlerisch-medialen – so einfach zusammenzugehen. Thomas Harlan (1929–2010) war ein Autor und Filmemacher, der nach seiner Emigration aus Deutschland 1948 vor allem als Dramatiker und Regisseur in Frankreich und Italien, später auch als Prosaautor gearbeitet hat. Robert Kuśmirowski (*1973) ist ein polnischer Grafiker und Installationskünstler, der sich vorwiegend der Herstellung von Räumen als Medien der Wahrnehmung und Erinnerung widmet. Wie denkst du, kann das gehen, im Rahmen einer Konstellierung von Theater und Geschichte bei diesen beiden Künstlern nach einem Konzept theatraler Aneignung...