BULGARIEN
Ausverkauf der Innovationen
Erschienen in: Recherchen 61: Landvermessungen – Theaterlandschaften in Mittel- und Osteuropa (12/2008)
Der Versuch, das Profil des heutigen Theaters und besonders der jungen und jüngsten Generation von Theaterschaffenden in Bulgarien zu umreißen, bedarf einer wichtigen Vorbemerkung. Ihre stärkste, interessanteste und kreativste Periode erlebte die zeitgenössische Bühnenpraxis während der neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Jetzt, zu Beginn des neuen Jahrtausends, pflegt sie ihre Errungenschaften, erprobten Ideen, Strategien und Ausdrucksmittel, und das gilt für einen beträchtlichen Teil der bulgarischen Regisseure und Ensembles. Vor diesem Hintergrund treten diejenigen Inszenierungen am deutlichsten hervor, die dem Erbe der neunziger Jahre neuen Auftrieb verschaffen. Der Kreis ihrer Macher schließt arrivierte Namen verschiedener Generationen ein. Einen wichtigen Platz nehmen darin einige Regisseure ein, die in den neunziger Jahren debütierten: Galin Stoev (geboren 1969), Javor Gardev (geboren 1972), Marius Kurkinski (geboren 1969) und Elena Panajotova (geboren 1968). Ihnen könnten weitere Namen älterer und jüngerer Theatermacher hinzugefügt werden, die genannten repräsentieren jedoch zweifellos das jungen Gesicht des bulgarischen Theaters zu Beginn des 21. Jahrhunderts.
Das Erbe der neunziger Jahre
Die neuen Tendenzen in der bulgarischen Bühnenpraxis während des ersten Jahrzehnts nach den politischen Veränderungen in Zentral- und Osteuropa 1989 finden ihren stärksten Ausdruck in der Überwindung der typischen Charakteristika der vorhergehenden totalitären Periode – Normativität, Zentralismus und dominierende Präsenz des Regisseurs....