Das Theater leben: DIE HANDLUNG
42 Heiligkeit
von Julian Beck
Erschienen in: Das Theater leben – Der Künstler und der Kampf des Volkes (05/2021)
Ramakrishna: Wenn ein Mensch als Diener Gottes handelt, tut er niemandem weh.
Aber wir müssen aufhören, uns wie Diener zu benehmen.
Meister Eckhart. Plotinus. Traherne: So natürlich es für die Sonne ist, zu scheinen, so natürlich ist es für den Menschen zu lieben. Niebuhr spricht vom moralischen Menschen in einer unmoralischen Gesellschaft.
„Mensch“ ist hier ein allgemeiner Begriff, der sich auf ein „Ideal“ bezieht. Der Begriff meint aber nicht das Volk, auch Frauen bezieht er kaum ein.
Der „Mensch“ macht die Gesellschaft. Wenn sie unmoralisch ist, so Niebuhr, hat der „Mensch“ diese Entwicklung erlaubt. Der moralische Mensch ist der bewusste Mensch. Wenn er zulässt, dass die Welt verkommt, muss er sich dessen bewusst sein. Ohne ein Bewusstsein von der alltäglichen Wirklichkeit bleibt Moral abstrakt und bedeutungslos.
Heiligkeit, Gott, die Seele, Liebe, Frieden, das Gute: Als könnten wir – wenn alle möglichst heilig sind – all unsere Probleme lösen. Aber wenn alle Verhältnisse Herrschaftsverhältnisse sind, kann es keine heiligen Verhältnisse zwischen den Menschen geben. Geld bedeutet Zwang zur Arbeit.
Wir leben in einer Pyramidenstruktur, wo jeder entweder dient oder bedient wird, bis auf die Unteren, die niemand bedient, und die Oberen, die niemandem dienen. Außer Gott: So entstand das Konzept, Ihm...