Es gibt Rassismus, es gibt Sexismus, es gibt auch Moralismus (in linken Kreisen weniger populär). Ob es aber so etwas wie „Klassismus“ gibt, also die Betrachtung einer Gesellschaft ausschließlich unter dem Aspekt der jeweiligen Klassenzugehörigkeit, und inwiefern diese zu rügen wäre, ist eine offene Frage. Immerhin war Karl Marx ein klassischer Klassist, bevor er, zusammen mit seinem Freund und Finanzier Friedrich Engels, ein marxistischer Klassizist wurde. Engels stammt ja aus Barmen, seinerzeit noch kein Stadtteil von Wuppertal, das Theater am Engelsgarten befindet sich gleich neben dem historischen Engelshaus, und „Café Populaire“ wurde in der Wuppertaler Fassung in Barmen eingemeindet; vermutlich aus keinem anderen Grund als dem, dass es so vortrefflich mit „Erbarmen“ korreliert.
Im Stück der 1983 in München geborenen Nora Abdel-Maksoud geht es um Klassenverhältnisse, um ihre angemessene Betrachtung, um politische Korrektheit und um die Fallstricke, die zuverlässig mit ihr verbunden sind. Die Hauptfigur Svenja ist „Hospizclown“ und „guter Mensch“, was heißen soll, sie will niemandem wehtun, vor allem nicht durch Übergriffe und falsche Benennungen. Das erweist sich als so schwierig, dass eine „Abspaltung“ von Svenja, genannt „der Don“ (Julia Meier), ihr immer wieder in die Parade fährt und ihr böse Schmähbegriffe wie „Asiproll“ souffliert. Der von Svenja erfundene...