Das Theater der Landschaften
Betrachtungen eines Phänomens
von Holger Bergmann
Erschienen in: Recherchen 146: Theater in der Provinz – Künstlerische Vielfalt und kulturelle Teilhabe als Programm (05/2019)
Dreckige Straßen, schräge Klänge, getaggte Eingänge, hippe Getränke und junge Gesichter mit nerdigen Brillen, so das Bild der urbanen Performing-Arts-Szene. In den Straßen von Hamburg, Berlin, Frankfurt am Main, Düsseldorf oder München wird auf dem Weg zum Theaterabend schon klar: Das hier muss Art sein. Die diverse Schar der Künstler*innen, des Publikums oder der Aktiven kommt aber zur Hälfte aus anderen Gegenden, aus Kleinstädten, Dörfern oder – noch schlimmer – kleineren Großstädten. Kein Wunder, dass ein lapidares „Einfach ein wenig provinziell“ immer noch die böseste Kommentierung eines doch nicht ganz zur Art aufgestiegenen „Sprach-, Bewegungs-, Theaterraum-, Sound- und Visuell-Experiments“ – gerade in jenen Metropolräumen – ist.
So undifferenziert eine Verwerfung als provinziell daherkommen mag, zeigt sie doch sehr deutlich: Das Provinzielle wohnt nicht im ländlichen Raum. Es hat dort keinesfalls ein festes Abo. Es zeigt sich in den Städten, egal, wie hoch die Einwohnerzahl in der Statistik ist, und es zeigt sich auch in der dörflichen Umgebung. Aber zeigt sich auch das andere in den ländlichen bis kleinstädtischen Strukturen – eine avancierte, relevante und bemerkenswerte Theater-, Tanz-, Musiktheateroder Performanceaufführung?
Der Fonds Darstellende Künste steht mit seinem Kuratorium immer wieder vor der Aufgabe, bemerkenswerte und bedeutende Projektanträge und die damit einhergehenden...