Auftritt
Staatstheater Nürnberg: Gestorben wird immer
„Exit – Sterben für Anfänger*innen“ von Wenzel Winzer (UA) – Regie Wenzel Winzer, Bühne und Kostüme Lena Scheerer, Dramaturgie Sabrina Bohl, Licht-Design Wolfgang Köper
von Paul Tischler
Assoziationen: Bayern Theaterkritiken Sprechtheater Wenzel Winzer Staatstheater Nürnberg
„Ich hoffe beim Leichenschmaus gibt es was Vegetarisches und nicht nur Buletten“. Eine Beerdigungsszene auf dem Urnenfriedhof eröffnet die Inszenierung und zeigt gleich, worauf es der Regisseur Wenzel Winzer in seinem zweiten Rechercheprojekt für das Schauspiel Nürnberg anlegt. Bei „Sex Arbeit“ (UA 23.01.2020) thematisierte er moderne Prostitution, die aktuelle Spielzeit steht für ihn hingegen unter der Überschrift „Ars moriendi“.
Für „EXIT – Sterben für Anfänger*innen“ sprach Wenzel mit Menschen, die tagtäglich mit dem Tod konfrontiert sind, u. a. mit Sterbebegleitungen, medizinischem Personal, Trauernden und mit Betroffenen, die wissen, dass sie bald sterben müssen. Aus diesen Gesprächen sind einzelne Szenen entstanden, in denen die Betroffenen ihre Geschichten erzählen. Unterbrochen werden sie jeweils vom Tod, verkörpert von der grandiosen Annette Büschelberger, die nicht etwa als klischeehafter Sensenmann in Schwarz auftritt, sondern als Grand Dame in glamouröser, weißer Abendgarderobe. Sie erscheint mal abrupt, mal schleichend, mal endgültig, mal nur ankündigend, mal flüchtig, mal drohend. Ihr Auftritt ist phänomenal facettenreich und unheimlich verführend. Zum Publikum gewandt erläutert sie das Sterben und verteilt dabei Bonbons. „Ich bin nur der Tod. Ich freue mich so, dass Sie da sind!“ Das Bühnensetting besteht aus edel wirkenden, smaragdgrünen Marmorsärgen, Wattewölkchen und einer Himmelspforte, die beim Hindurchtreten der vom...
Erschienen am 8.2.2023
