Das Theater leben: DIE HANDLUNG
117 Meditation. Von New York nach Berlin. 1964–1970
von Julian Beck
Erschienen in: Das Theater leben – Der Künstler und der Kampf des Volkes (05/2021)
MEDITATION. VON NEW YORK NACH BERLIN. 1964–1970
Ich zittere davor, dass all dies eines Tages zersplittern könnte und vergehen: zarte Kreise, in denen ich mich bewege, wunderbar versorgt: Familie, Gemeinschaft, Arbeit, Theater, ich habe genug zu essen, wir fahren von Land zu Land und spielen unsere Stücke, ich steuere den VW-Bus und manchmal streift mich ein Haar aus der Mähne des fliehenden Pferdes Ruhm, draußen vor dem Fenster Bewegung, drinnen im Gehirn Bewegung, fast zu viel Glück, und während wir all diese Jahre mit den Bussen herumfahren, habe ich Sorge, eines Tages könne es einfach vergehen.
Während es offenbar wird, dass unsere Privilegien nicht haltbar sind, dass die Freuden und Erfüllungen unseres Lebens illusorisch sind, und wenn unsere Studien, unsere Übungen, all unsere Aufführungen, Begegnungen, alles, was wir gelernt haben, wenn vielleicht auch die Drogen, die wir genommen haben, uns erleuchten: Satori:
das Leben ist ein Traum
nur der erwacht
der auf die Welt verzichtet
Und so haben wir beschlossen, das Theater mit all seinen Reizen zu verlassen:
Als unsere Wege sich in Berlin trennten, sagte ich immer wieder Gargas Worte am Ende von Im Dickicht der Städte: „Es war die beste Zeit.“ Und wir fielen einander um den Hals...