Das Theater leben: DIE HANDLUNG
49 Die Bourgeoisie
von Julian Beck
Erschienen in: Das Theater leben – Der Künstler und der Kampf des Volkes (05/2021)
„Die alten Theater sind nichts als die Lockmittel der bürgerlichen Werte.“ Judith, in einem Gespräch.
„Kunst ist entbehrlich. Das Ziel der Kunst ist es, ihre Notwendigkeit zu zerstören, das Ziel der Kunst ist die Abschaffung der Kunst.“ Piscator, von Judith zitiert.
„Künstler tragen ihre eigene Moral in ihre Kunst. Kunstliebhaber tun das Gleiche. Ihr Standard für die Kunst ist hoch. Aber sie haben keinen Standard für das Leben. In der Kunst können sie zwischen gut und schlecht, richtig und falsch, Liebe und Hass unterscheiden; in der Kunst erkennen sie Heiliges, Bedeutungsvolles und die Wahrheit. Im Leben sind sie kalt und dumm.“ JM (Judith Malina) bei der Probe.
Aufklärung: Wie notwendig ist eine weltliche Moral?
Die Bourgeoisie ist mir gegenwärtig, ständig fordert sie mich heraus, weil ich sie bin, ich bin mittendrin, ich gehöre dazu, kenne sie, weil es meine ist, und ich singe ihr ihr eigenes Lied vor. Weil ich mich mit einem Messer in der Hand aus ihr heraussinge.
Die ersten fünfundvierzig Jahre meines Lebens habe ich die Bourgeoisie angesprochen. Heute kann man die Leute der Mittelklasse, die intellektuelle Ambitionen haben, davon überzeugen, dass die Schwarzen und die Kinder der Dritten Welt befreit werden müssen. Im Prinzip können sie...