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kirschs kontexte: Es gibt ein Recht auf vergoldete Türklinken oder Über die schwache materialistische Begabung der Deutschen

Erschienen in: Theater der Zeit: Thomas Ostermeier und Thomas Oberender: Die Systemfrage – Stadttheater oder freies Arbeiten? Ein Streitgespräch (12/2013)

Zu den fatalsten Aspekten dessen, was man einmal die „deutsche Misere“ nannte, gehört die Tatsache, dass in Deutschland die Pfaffengegner oder, wie man heute vielleicht sagen würde, die „Kirchenkritiker“ noch immer die schlimmsten Pfaffen gewesen sind. Wie unfähig man hierzulande jedenfalls noch immer zu einer wahrhaft „materialistischen“ Kritik des Christentums und seiner irdischen Vertreter ist – es hat sich gerade wieder aufs Schönste gezeigt: in der Aufregung um Franz-Peter Tebartz-van Elst, den „Prunk-Bischof“ von Limburg, und seine 15 000-Euro-Badewanne. „Ich hab einmal einen Pfaffen mit einem Pfaffengegner herumstreiten hören. Der Pfaffengegner hat dem Pfaffen vorgeworfen, er denkt nur ans Fressen, und der Pfaff hat geantwortet, der Herr Gegenredner denkt nur an ihn. Sie haben beide recht gehabt.“ So spöttisch machte Bertolt Brecht sich 1943 in den „Flüchtlingsgesprächen“ über die „schwache Begabung der Deutschen für den Materialismus“ her. Und es ist höchst entmutigend, dass dieses Bild offenbar nach wie vor zutrifft.

Man muss kein Parteigänger des Limburger Klerikers sein, um die Vehemenz, mit der jetzt alle Welt – und sogar der Papst selbst – von der Kirche „Armut“, „Bescheidenheit“ und „Demut“ fordert, suspekt zu finden. Es ist das alte Lied: Die traurige Vorstellung, die man sich in Deutschland seit je von...

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