Publikumspflege im Wandel
Theatergemeinden in der Stadt, in der Provinz, am besten überall
von Michael Grill
Erschienen in: Recherchen 146: Theater in der Provinz – Künstlerische Vielfalt und kulturelle Teilhabe als Programm (05/2019)
Wir Theatergemeinden müssen – außerhalb unserer noch vorhandenen Wirkungskreise – offenbar erst wieder neu verstanden werden. Schließlich sind Publikumsorganisationen ein seltsames Ding, sozusagen: Sie sitzen zwischen allen Stühlen, sie sind Vereine und doch Dienstleister, sie sind gemeinnützig und wirtschaften trotzdem (oder deswegen?) mit öffentlichem Gut. „Was für ein Theater machen Sie eigentlich?“ – das werde ich immer wieder mal gefragt. Von Kulturfreund*innen in München, die sich mit Kultur eigentlich auskennen sollten, und von Politiker*innen in Berlin, die eigentlich über wichtige Verbände und Vereine Bescheid wissen müssten. Die Frage geht von einer falschen Annahme aus. Denn, nein, Theater im eigentlichen Wortsinn machen die Theatergemeinden normalerweise nicht. Wir vermitteln Theater. Aber auch Musik, Film, Brauchtum, Kunst und noch viel mehr. Wir bringen die Kultur, so wie sie entsteht, gefördert wird, produziert wird, mit denjenigen zusammen, die sie erreichen will: mit dem Publikum. Wir helfen den Menschen, die gerne zur Kultur möchten, die sozusagen Publikum werden möchten, aber durch Schwellenangst, Sprachbarrieren, Geldmangel oder Lustlosigkeit davon abgehalten werden. Wir machen Lust auf Kultur, wir bieten Service, Informationen und Rabatte, wir geben Wissen weiter, wir vermitteln Inhalte – zu besonders günstigen Preisen. Und das machen wir im Rahmen des ehrenamtlichen, gemeinnützigen Vereins. Nicht ohne Stolz...