SLOWAKEI
Zu Tode amüsiert
von Ján Šimko
Erschienen in: Recherchen 61: Landvermessungen – Theaterlandschaften in Mittel- und Osteuropa (12/2008)
Das slowakische Theater und Tendenzen in der Regie nach 1989 zu analysieren bedeutet vor allem, sich mit den verschiedenen Zugängen auseinander zu setzen, mit denen das Theater versuchte oder auch nicht versuchte, seinen Platz und seine Rolle in der Gesellschaft neu zu definieren. Auf der Suche nach dem Sinn des Theaters nach der Wende 1989 fanden einige Theaterschaffende zu interessanten und innovativen ästhetischen Strategien. Veränderungen in den Arbeitsmethoden sind vor diesem Hintergrund eine sekundäre Erscheinung, eine Funktion der Suche nach einem neuen gesellschaftlichen Status. Das war übrigens auch vor 1989 der Fall – die interessantesten Inszenierungen entstanden an den Theatern, deren Existenz permanent bedroht war, für die jede neue Inszenierung ein Arbeitsverbot nach sich ziehen konnte. Deshalb stellten sich sowohl die Theatermacher als auch die Zuschauer gewohnheitsmäßig die Frage nach dem Sinn ihres Theaters. Im Gegensatz zu diesen »experimentellen« Bühnen, den Studiotheatern, Amateur- und Studentengruppen, wurden die großen Theaterhäuser, die staatlichen Theater, die größtenteils propagandistische Inszenierungen hervorbrachten, zu einem streng kontrollierten und großzügig ausgestatteten Parteiapparat. Nachdem im Laufe und besonders zu Beginn der neunziger Jahre neue Theaterästhetiken entstanden, ist gegenwärtig im slowakischen Theater eine Stagnation und Rückkehr zu bewährten Methoden zu beobachten.
Der gesellschaftliche Wandel nach 1989 brachte auf jedem...