Grußwort
Erschienen in: DAS FLÜCHTIGE GESTALTEN – 30 Jahre Bayerische Theaterakademie August Everding (11/2023)
Für Kunst braucht es Talent, Fantasie und Handwerk. Messbar ist allerdings nur das Handwerk und nicht der Geschmack, der nur allzu oft von saisonalen Moden abhängt. Je besser, das heißt je umfassender die Ausbildung der jungen Menschen ist, die den regenbogenbunten Weg der Darstellenden Kunst wählen, desto größer ist die notwendige Flexibilität, um den Anforderungen des heutigen Theaterlebens gerecht zu werden – in Sprache, Gesang und Bewegung gleichermaßen.
Meine erste persönliche Begegnung mit August Everding fand Anfang der 1990er Jahre statt, als er eine meiner ersten Inszenierungen in Regensburg besuchte und mir von seiner Idee, eine Theaterakademie zu gründen, erzählte. Dabei unterstrich er mehrfach die besondere Bedeutung einer praxisbezogenen Ausbildung. Gerade im Regiestudium wünsche ich mir heute zu den tollen Ideen der Studierenden ein verpflichtendes Praktikum, zum Beispiel an den staatlichen Münchner Theatern, so wie es August seinerzeit gewollt hat. Und vielleicht sollten wir Künstler:innen in Zeiten der Cancel Culture, bei allem Respekt, gerade am Theater Freiheit und Toleranz, Sinnlichkeit, Eros und Offenheit bewahren, die der heutigen Gesellschaft besser täten als die immer enger werdenden Zensurgürtel. Das wünsche ich uns allen und den wunderbar kreativen Studierenden der Theaterakademie und ihren Lehrkräften. Ich gratuliere von Herzen und freue mich auf viele...