Theater der Zeit

Reisende ohne Gepäck (Vorwort)

von Christoph Nix

Erschienen in: Theater_Stadt_Politik – Von Konstanz in die Welt (08/2019)

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... war das Motto meiner ersten Spielzeit am Theater Konstanz. Seitdem sind vierzehn Jahre vergangen. Anstelle eines Jubelbandes zur eigenen Ehre, liegt es mir näher, kritische Chronisten zu versammeln und die Geschichtsschreibung, des Hauses fortzusetzen.

Seit dem 400. Jahre des Bestehens haben wir die drei Häuser weiter geöffnet. Die Zuschauerzahlen lagen in der Vergangenheit bei ca. 70.000. Jetzt haben wir die Schallmauer von 100.000 schon lange durchbrochen. Das Junge Theater ist bedeutender geworden, wie auch die gesellschaftliche Kritik, aber dass wir in Grönland und Togo, im Irak und in Burundi nicht nur spielen, sondern Kolleginnen und Freunde gewonnen haben, das ist das Verdienst unseres Theaters draußen in der Welt. – »Die Welt ist groß und Rettung lauert überall«, lautete schon das zweite Motto meiner Intendanz.

August Everding warnte uns Intendanten davor, falsche Freundschaften zu schließen, allzu große Vertraulichkeit mit den Mächtigen zu pflegen, denn die innere und äußere Unabhängigkeit gehe rasch verloren.

Daran haben wir uns gehalten und sind nicht zum Spielgefährten geworden von Oberbürgermeistern oder Kulturbürgermeistern.

Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt und das gilt besonders für die Kunst. So haben wir hart daran gearbeitet, in der Konstanzer Idylle den Skandal zu pflegen, auch um den Preis, das Theater früher verlassen zu müssen, als es vom Ensemble und von mir gewünscht war.

Nach dem ersten Theaterbuch zum 400. Jubiläum folgt nun die Auseinandersetzung mit Theater_Stadt_ Politik.

Ich danke allen, die mich auf diesem Weg begleitet haben.

September 2019

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