Briefwechsel
Veranstaltungsgeschichten
Gemeinsame Räume, von und für Menschen gemacht
von Leyla Ercan und Mirrianne Mahn
Erschienen in: ixypsilonzett Jahrbuch 2024: Tell me more – Was ist eine gute Geschichte? (01/2024)
Liebe Mirrianne,
ich möchte mit dir über machtkritische Veranstaltungsstrukturen sprechen. Mein Wunsch, diesen Briefwechsel mit dir zu führen, rührt daher, dass du für mich einen unglaublichen Optimismus ausstrahlst. Als ich während unseres gemeinsamen Podiums beim 7. Teil der Tagungsreihe Frankfurter Forum Junges Theater 2021/22 ein wenig resignativ geschlussfolgert habe: „Tja, wenn die weißen, dominanzkulturellen Institutionen sich nicht verändern wollen, so what?! Dann bleiben wie sie sind, sie werden sich ohnehin bald abgeschafft haben“, hast du darauf erwidert: „Nein, sie müssen und werden sich verändern. Ich kann nicht zulassen, dass meine Kinder die gleichen Erfahrungen machen wie ich“. Das hat mich richtig geflasht. Weil ich selbst keine Kinder habe, neige ich dazu schnell aufzugeben, wenn es um den stagnierenden organisationalen Wandel in Kultureinrichtungen geht.
Umso gespannter bin ich auf deine Perspektiven. Gern würde ich – medias in res – mit drei konkreten Beispielen anfangen:
1) Schlichtweg vergessen?!: Vor einigen Jahren war ich auf einer Konferenz, bei der es um kulturelle und religiöse Vielfalt ging. Die Tagung war für mich als Muslima sehr schwierig einzurichten, weil sie am Ramadanfest (Eid-al-Fitr, Tag des Fastenbrechens) stattfand. Direkt im Grußwort hieß es, dass man sich mehr Vielfalt, insbesondere muslimische Teilnehmende unter den Referent*innen und im...