Das Theater leben: DIE HANDLUNG
41 Bühnenbild
von Julian Beck
Erschienen in: Das Theater leben – Der Künstler und der Kampf des Volkes (05/2021)
Bühnenbild. Früher hielt ich es für sehr wichtig. Viele Jahre meines Lebens war ich auf Bühnenbild festgenagelt.
Die Kunst des Bühnenbilds. Die Augen nutzen, um besser zu verstehen. Die Geheimnisse des Dramas visualisieren, tausend Augenpaare begeistern mit der mysteriösen Welt des Anblicks und der Sinne, dem Zuschauer Botschaften senden, den ‚Zuschauer‘ buchstäblich verstehen. Ich schulte mich, indem ich die Welt betrachtete, die Perspektive der Städte, die Harmonie aller Dinge, die Ornamente, ich sammelte mentale Bilder, hatte ein Archiv in meinem Kopf, sammelte alte Holzstücke, Plastiktrophäen aus Mülltonnen und lagerte sie in meinem Atelier für den richtigen Moment, das richtige Stück. Jeder Regisseur hat das ideale Tschechow-Tischtuch im Schrank, sagte John Boyt.
Für den Bühnenraum wollte ich Skulpturen schaffen, die von Augen und Schauspielern erkundet würden, der Regisseur sollte darin arbeiten wie ein Schriftsteller, er sollte die Figuren anordnen und dann zitterten sie vor der Pracht, kröchen davor wie Ungeziefer, der Zuschauer würde wie ein Träumer zusehen, wie die Dinge zueinander gehören, wie sie sich von Bild zu Bild neu vor ihm ausbreiten. Diese Arbeit hat mir Freude bereitet.
Zuerst arbeitete ich langsam und am Ende schnell.
Ich arbeitete direkt auf der Bühne, bezog mich wie ein Bildhauer oder Maler auf...