Das Theater leben: DIE HANDLUNG
26 Meditation über Schauspiel und Anarchismus
von Julian Beck
Erschienen in: Das Theater leben – Der Künstler und der Kampf des Volkes (05/2021)
MEDITATION ÜBER SCHAUSPIEL UND ANARCHISMUS
Das Problem der autoritären Position des Regisseurs. In der freien Gesellschaft soll keine Funktion wichtiger als die andere sein. Weil ein Lebewesen aus der Summe seiner Funktionen besteht. Bin ich noch lebendig ohne einen Finger? Ohne ein Herz?
Bei Mysteries arbeiteten wir ohne Regisseur. Wir schufen es in weniger als vier Wochen, während der folgenden Monate änderten wir immer wieder etwas. Manche Mitglieder der Kompanie trugen mehr bei als andere. Was heißt das?
„In eine kollektive Schöpfung
fließen unterschiedliche Beiträge ein
von unterschiedlichem Gewicht &
unterschiedlicher Bedeutung:
aber das bedeutet nicht, dass sie nicht gleichwertig sind
oder das Werk nicht kollektiv.“
Joe Chaikin
Sao Paulo, 9. August 1970
Judith und ich haben noch immer leitende Positionen. Und es fühlt sich nicht gut an. Fast ohne dass es jemand merkt, treten wir zurück. Schön.
Bei Frankenstein ging es hin und her. Judith und Julian greifen immer zuerst ein. Wenn wir müde wurden, griffen die anderen ein. Totale Kollaboration: Regie Dramaturgie Schauspiel Licht Bühne Kostüme alle Elemente.
Es geht darum, in den anderen den Geist des jeweils eigenen Selbst anzufeuern, im Selbst erkennen wir den Genius der anderen und geben das weiter, das ist Kommunikation.
Der Moment...