Jedes Kind kann schlafen lernen oder Hinter verschlossenen Türen
von Nora Schott
Erschienen in: Mut Palucca – Faszination und Verantwortung (11/2025)

Ich werde in einem künstlerischen Projekt in einer Justizvollzugsanstalt arbeiten. Dafür muss ich Mut aufbringen. Auf wen werde ich treffen? Wird es vielleicht gefährlich?
Erste Eindrücke: Ich trete in eine unbekannte Welt ein. Eine Welt, in der ich im besonderen Maße von anderen abhängig bin. Gleich am Eingang werden meine Wertgegenstände verwahrt. Danach kann ich mich nur noch mit Hilfe des Justizpersonals bewegen. Überall werde ich eingeschlossen. Es ist ein beklemmendes, ohnmächtiges Gefühl. „Bleiben Sie niemals allein mit den Inhaftierten! Es könnte passieren, dass …“. Wovor muss ich mich schützen? Hier gibt es ganz andere Rahmenbedingungen als in meinen anderen Projekten.
In der Justizvollzugsanstalt arbeite ich mit sehr erfahrenen Kunsttherapeut:innen und Theatermacher:innen zusammen. Es ist nicht ihre erste Arbeit hier. Sie sind routiniert und binden mich professionell ein. Tanz als ein weiteres künstlerisches Element hinzuzufügen, ist eine Idee der Theaterleute Jacqueline Hamann und Uwe Ziegler. Wir kennen uns und unsere Arbeitsweisen schon aus anderen Kontexten. So treffen wir klare Verabredungen zum Verhalten gegenüber den Inhaftierten, zu empathischer Nähe und zur nötigen Distanz. Wir reden alle Teilnehmer mit „Sie“ an. Es sind ausschließlich Männer. Manche sind Muskelpakete, im Fitnessstudio hochtrainiert, andere sind schon früh von körperlichem Verfall gezeichnet. Sich über Tanz...















