Raum als Dramaturgiemaschine
2007
von Mark Lammert
Erschienen in: Rot Gelb Blau – Texte zum Theater (10/2019)
„Mein Stück (…) spielt in Räumen,
wo die Moral ersetzt wird durch die Ästhetik der Bühne.“
Jean Genet an Roger Blin1
Handlungsmotoren und Dramaturgiemaschinen
Wo eine Bewegung ist, bedarf es auch eines Antriebs. Hier ist davon zu reden, worin die Sprache ihren Raum findet, welchen Raum sie damit erzeugt und wie die Sprache räumlich bewegt wird. Solcherart Räume auf Bühnen, wie sie im Folgenden vorgestellt werden, sind als Skulptur sozial durch ihre Öffentlichkeit und beweglich durch ihre Benutzbarkeit. Sie stellen immer auch die Frage nach dem Körper, „das kleine Stück Raum“2, das „fragment d’espace“3.
Er, der Körper, der der Akteur sein kann, ist mitzudenken. Als Antrieb und als derjenige, der die Folgen der Raumbewegung und die Um- und Übersetzung einer Raumveränderung zu tragen hat. Er ist immer mitzudenken, denn zwischen ihm und der Hülle, dem BÜHNENHAUS, gibt es nur den Raum und Licht. Die Bewegung zwischen Haus, Körper, Licht und Raum kann als flexibles System bezeichnet werden. Das Statische in solchen Konstruktionen kann Grundlage für Sprache sein. Erst die Bewegung macht Handlung.
Die menschliche Bewegung kann den GRUNDRISS ausschreiten und die Maschine Raum kann ihn überschreiten: den Grundriss verändern, den Grundriss aufreißen. Das macht Raum...