Ein Puppentheater, zwei Kulturen, drei Sprachen
Erschienen in: Verfitzt und zugenäht! – 60 Jahre Puppentheater Bautzen (05/2021)
Die Gründung des Bautzener Puppentheaters ging von dem Bundesvorstand der Domowina aus, die nach 1945 danach strebte, „die sorbische Sprache und das sorbische künstlerische Wort zu beleben“. Obwohl Bert Ritscher im Gegensatz zu seiner Lebensgefährtin und späteren Frau Erna Pfeiffer von Hause aus kein Sorbisch sprechen konnte, gewann man ihn und seine Marionettenbühne für dieses Unternehmen. Bald schon tauchte als Nachfahre des Kašpork Nitka Witka auf, der ähnlich aussah, sich nicht Kasper nannte, aber ein gewitzter Lausbub (=witka) am Faden (=nitka) war. Seinen ersten Auftritt hatte er 1965 in der sorbischen Inszenierung zur Vogelhochzeit „Kak sej Nitka Witka radu da“. Im Laufe der Jahre wurden aus Mangel an original sorbisch-sprachiger Dramatik eigene Stücke entwickelt oder übersetzt und die sorbisch inszenierten Stücke auch in Deutsch gespielt. Bis heute. So bereichert und vermittelt das Puppenspiel sowohl die sorbische Sprache als auch sorbische Traditionen, Sagen und Märchen an Kinder beider Kulturen und ihre Familien.
Besonderer Fokus liegt allerdings darauf, Kindern ihre zweite Muttersprache – sei es Obersorbisch oder Niedersorbisch – spielerisch erlebbar zu machen. Dafür werden Gastspielreisen auf die obersorbischen Dörfer und in die Niederlausitz rund um Cottbus unternommen. Die Puppenspieler*innen selbst lernen mit großem Engagement, teils mit viel Mühe das Sorbische eigens...