Ein Ende der Geschichte?
von Peter Michalzik
Erschienen in: 100 Jahre Theater Wunder Schweiz (11/2020)
Am Anfang dieser Geschichte des Theaters in der Schweiz stand das Theater noch grundsätzlich in Frage, es schien offen, ob sich das Land dafür oder dagegen entscheidet. 1920 war die Lage katastrophal. Als der Schweizerische Bühnenverband gegründet wurde, war die Situation der Theater erbärmlich. Selbst Basel, heute eine blühende Theaterstadt, lag brach. Man wusste sich kaum anders zu helfen, als sich Unterstützung durch den Bund zu erhoffen. Die man nicht bekam.
Seitdem aber wächst das Theater in der Schweiz kontinuierlich, es wird immer besser, es wird immer vielfältiger. Was in 100 Jahren geschehen ist, ist tatsächlich eine Art Wunder. Aus einer Theaterprovinz am Rande grösserer Kulturen ist eine der lebendigsten Theaterszenen weltweit geworden.
Die NS-Zeit war für die Schweiz identitätsbildend, behaupte ich, nicht nur in Zürich. Die Giehse und ihre Rückkehr nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war der beste Beweis, dass die Schweiz und Zürich ihre Rolle als Emigrantenbühne während des „Dritten Reichs“ wirklich übernommen hatten. Da konnte nichts falsch gewesen sein. Über diese nachträgliche Stilisierung kam das Theater lange nicht hinweg. Mit Christoph Marthaler aber, das ist vielleicht die grösste Leistung seiner vier Jahre in Zürich, geschah eine Art Befreiung. Es war wie das Aufplatzen neuen Theaters.
Es...