Das Theater leben: DIE HANDLUNG
102 Meditationen über Gewalt
von Julian Beck
Erschienen in: Das Theater leben – Der Künstler und der Kampf des Volkes (05/2021)
MEDITATIONEN ÜBER REVOLUTION
Genossen,
Wir sind in Gruppen zersplittert, aber das große Lager der Gegner, der gemeinsame Feind ist nicht zersplittert. Kein Mensch ist mein Feind. Darauf bestehe ich bis zu meinem „letzten Tag“. Aber in dem System – für das so viele arbeiten – in seiner Dinglichkeit, in seiner Bildsprache und unter seinen Idolen und Ikonen erkenne ich meinen Feind. Zerschlagt die Götzen, nicht die Menschen. Abraham.
Diejenigen, die die herrschende Macht darstellen, streiten sich untereinander – Demokraten und Republikaner, Konservative und Liberale, Sozialisten und Rechte, Faschisten und Peronisten –, gegen uns aber sind sie vereint. Gegen sie sind wir vereint, aber wir, die radikalen Revolutionäre, sind entsetzt über die Fehler der Volksfronten, akzeptieren, dass unser Kampf gegen den großen weißen Wal, Symbol des Todes, zersplittert ist, wir verzehren uns nach Reinheit, wir wissen, dass ein Tropfen Reinheit, würde er raffiniert, wie Uranpecherz zu Radium raffiniert wird, genügte, den Kapitalismus zu Fall zu bringen. Wir fechten das jetzt untereinander aus, weil das erledigt sein muss, wenn wir gewinnen. Aber das wird nie passieren, weder jetzt noch später, auch nicht, wenn der Mammon gefallen ist, wenn der Messias da ist, kein Ende im Prozess des Verfeinerns und Mischens.
Die Theaterkritiker...