Magazin
kirschs kontexte
Teufel komm raus!
von Sebastian Kirsch
Erschienen in: Theater der Zeit: Nüchterner Rausch – Der Schauspieler Steven Scharf (04/2013)
Und noch ein PS zu Theater und Religion: Kürzlich konnte man lesen, dass das seit einigen Monaten erscheinende polnische Magazin Miesiecznik Egzorcysta (Der monatliche Exorzist) nun auch eine internationale Ausgabe plant: eine Hochglanzzeitschrift für Teufels- und Dämonenaustreiber (und deren Sympathisanten) in der katholischen Kirche, mit einer Auflage von immerhin 15 000 Exemplaren (mehr als Theater der Zeit). Der Erfolg des Blattes verdankt sich einem allgemeinen Exorzismus-Boom: Unter dem Pontifikat Benedikts XVI., der 2005 die katholischen Exorzisten ermutigte, „mit ihrem wertvollen Dienst an der Kirche fortzufahren“, ist die Zahl der professionellen Teufelsaustreibungen erstaunlich gestiegen. In Deutschland werden zwar jährlich nur 700 Besessene behandelt, aber in Polen sind es 15 000, so dass man dort als Teufels- oder Dämonenopfer derzeit mit dreimonatigen Wartezeiten rechnen muss. Einige Exorzisten vollziehen den Ritus sogar schon zeitsparend per Skype. Trotzdem ist der Slogan des „monatlichen Exorzisten“ wohl nicht der terminlichen Überlastung polnischer Exorzisten geschuldet: „Mit Dämonen diskutiert man nicht“.
Dabei ist der Zeitschrift zu danken. Selten war so deutlich sichtbar, dass Exorzisten selbst die wahren Besessenen sind, die mit aller Kraft an das glauben, was sie austreiben wollen. Mehr noch: Ein Blick auf die Bebilderung von Miesiecznik Egzorcysta genügt, um zu begreifen, dass Exorzisten wahre...