Das Theater leben: DIE HANDLUNG
65 Antigone
von Julian Beck
Erschienen in: Das Theater leben – Der Künstler und der Kampf des Volkes (05/2021)
EINTRÄGE IM ARBEITSBUCH
Antigone:Berlin:27. August 1966:
Ich bin einundvierzig Jahre alt und bezweifle, dass ich den Mut und das Talent habe für diese Reise, auf die mich Antigone schickt. So weit zu fahren ohne zu wissen, wie viel Benzin im Tank ist.
Antigone:Kiel:5. März 1967:
nach der Antigone Reise
sehe ich, dass der anfängliche Zweifel
die Leere war
nicht da wo ich hinwollte
ich habe mich leer gemacht
um es neu zu machen
Paradise Now:Neapel:24. Mai 1967:
Der erste starre Blick:
Wieder diese Leere. Ich sehe nichts. Ich kann nichts erkennen.
Nur die Entschlossenheit, irgendwo hinzukommen, wo ich nicht bin.
Alles ist falsch, was ich sonst bewusst weiß. Logiker lassen unbewusstes Wissen weg und sagen nur, was sie bewusst wissen. Deshalb klingen sie immer falsch.
Weil ich die Revolution mit Logik nicht schnell genug vorantreiben kann, treibe ich etwas an, das ich nicht bewusst kontrolliere, lasse den Wind durchpusten, lasse die Revolution kommen. Schau nicht mehr aufs Armaturenbrett.
Paradise Now:Paris:17. Dezember 1967:
das publikum in so viel
freude baden bis das unmögliche
möglich scheint
Paradise Now:New York City:Dezember 1968:
Die ursprüngliche Absicht:
„das publikum in so viel
freude baden bis das unmögliche
möglich scheint“
deshalb...