Das Theater leben: DIE HANDLUNG
58 Faschistisches Theater
von Julian Beck
Erschienen in: Das Theater leben – Der Künstler und der Kampf des Volkes (05/2021)
Faschistisches Theater. Als wir Mysteries 1965 in Berlin spielten, protestierte das deutsche Publikum:
„Ihr benutzt die gleichen Techniken wie die Nazis! Die gleiche Massenhypnose! Es ist derselbe Appell an Emotionen, das ist gefährlich! Ihr müsst rational sein! Wenn Julian Beck mitten auf der Bühne sitzt, wenn das Scheinwerferlicht seinen Kopf anleuchtet und er uns mit seiner anziehenden Stimme hypnotisiert, wenn ihr uns mit Slogans bearbeitet, bis wir sie als Echo wiederholen, wenn ihr uns verführt, auf die Bühne zu kommen und unsere Kehlen in einem Schwall von Ekstase zu öffnen, wenn ihr uns mit euren stummen Körperverrenkungen verrückt macht, mit Kreischen und Seelenqual, bis wir schreien wollen, dann nehmt ihr uns jegliche rationale Fähigkeit, die Welt zu betrachten, sie zu bewerten und entsprechend zu handeln. Ihr macht uns zu hirnlosen Tieren. Wir wollen nicht fühlen, wir wollen denken.“
„Die rituelle Form zerstört die Fähigkeit, rational zu denken, die rituelle Form erschafft die Masse, sie zerstört das Individuum, schwemmt es fort, es verliert die Kontrolle, es folgt einfach, und dann ist alles verloren, die Masse wird zum Subjekt des Faschismus, und der Faschismus benutzt diese Rituale, um die Massen zu versklaven.“ Das sagten sie.
Was ist der Unterschied zwischen den Techniken,...