„Wenn wir wollen, dass alles so bleibt, wie es ist, müssen wir zulassen, dass sich alles verändert“ heißt es in Giuseppe Tomasi di Lampedusas Roman „Der Leopard“. In diesem Sinne lässt sich die 15-jährige Intendanz von Mark Zurmühle treffend zusammenfassen. Er ist ein leidenschaftlicher Verfechter des Theaters als unverzichtbarem Ort, dem Leben und dem Menschen nachzuforschen, und dabei nie aufhört, den Blick nach außen zu richten, auf neue Formen, neue Orte und neue Geschichten.
Ob in Galerien, in Kneipen der Region, Museen, verlassenen Gebäuden oder mit einem Schreibcontainer auf Odyssee durch die Stadt – stets galt es, Themen nachzuspüren, die die Menschen in Göttingen bewegen, die Kooperation mit innerstädtischen Initiativen und Institutionen zu suchen und adäquate künstlerische Formate und Ausdrucksformen zu entwickeln. Zudem zog ein experimentierfreudiges Ensemble interessante junge Regisseure und Autoren nach Göttingen, die inzwischen längst Teil der deutschen Theaterlandschaft geworden sind. Die Öffnung zur Freien Szene gab dem Theater aufregende Impulse für andere Erzählformen. Mit dem „jungen schauspiel“ entstand eine eigenständige Sparte mit zeitgenössischer Theaterästhetik für junge und jüngste Zuschauer, aber auch für ein studentisches Publikum. Autoren, Regisseure, Dramaturgen und Wegbegleiter blicken in zahlreichen persönlichen Beiträgen zurück auf ein lebendiges und produktives Stadttheater, das sich unter der Intendanz von Mark Zurmühle zu einem Forum des gesellschaftlichen und künstlerischen Diskurses entwickelt hat.