Mit Blick auf die dramatische Literatur ist es meistens so, dass eine neue künstlerische Form der Vorschlag zu einer veränderten, anderen Fragestellung angesichts gesellschaftlicher Krisen ist. Das institutionalisierte Theater begegnet solchen Vorschlägen meistens mit Antworten, was dann die Fragen im Keim erstickt. Sind die Formen hartnäckig genug, schaffen sie es irgendwann in die Stadt- und Staatstheater, aber oft – und das ist etwas, das nur Theater kann, oder die Politik – ohne die künstlerischen Fragen, die zu den Formen geführt haben, mit aufs Spiel zu setzen. Das führt zu unlösbaren Verunsicherungen darüber, welche künstlerischen Wege zu wagen sein könnten. Solange die Kunst dazu da ist, den Apparat zu legitimieren und in Gang zu halten, und nicht der Apparat immer wieder neu entsteht, den die Kunst braucht, wird sich das nur schwer ändern lassen.
In den Ausbildungsinstitutionen ist das oft nicht sehr viel anders. Die Strukturen sind auf eine Dauer festgelegt, die künstlerischen Entwicklungen viel Spielraum nehmen kann. Die Angst, dass jede Veränderung zu Verschlechterung oder Abschaffung des einmal Erkämpften führt, ist ebenso groß wie die Verunsicherung darüber, für wen oder was ausgebildet werden soll. Der harte Kern der Argumentation betrifft immer wieder das „Handwerk“, welches die letzte Bastion gegen Veränderungen...