Der Fuchs und der Wolf – ein Duo wie aus der Fabel: schlau der Fuchs, gefürchtet der Wolf. Titelheld des Romans von Nis-Momme Stockmann der eine, (un-)heimlicher Hauptdarsteller bei Roland Schimmelpfennig der andere. Wobei: Hauptdarsteller? Das klingt dann doch zu sehr nach Theater. Wo wir es hier doch mit den belletristischen Debüts zweier Dramatiker zu tun haben. Allerdings haben weder Stockmann noch Schimmelpfennig zuletzt das klassische Dialogdrama bedient, sondern sich in ihren Stücken längst der Prosa angenähert. Von der Bühne zum Buch war es da nur noch ein kleiner Schritt.
Nis-Momme Stockmann empfand den Übergang daher weniger als Wechsel in eine andere Disziplin als vielmehr auf eine andere Distanz. Und er hat weidlich Gebrauch gemacht von den Möglichkeiten, die sich vor ihm auftaten. Mit seinen rund 700 Seiten, mythologischen Anspielungen sowie Anleihen im Horror- und Fantasy-Genre liest sich „Der Fuchs“ wie ein außer Rand und Band geratenes Treatment zu einem monumentalen Katastrophenfilm voller Nebenhandlungen und Motivanleihen aus Populärkultur wie klassischem Kanon.
Es beginnt mit einer Jahrhundertflut, die ein Nordseestädtchen fortspült. Dass wir es hier nicht mit einem gewöhnlichen Küstenkaff zu tun haben, lässt sich bereits am Namen ablesen, den der Autor ihm gegeben hat: Thule. Wie die sagenhafte, meeresumtoste Insel...