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Kunst: No Manifesto
Erschienen in: Theater der Zeit: This Girl: Die Schauspielerin Johanna Wokalek (09/2014)
Als in der Judson Memorial Church in New York City der Grundstein für den postmodernen Tanz gelegt wurde, war Yvonne Rainer noch keine 30 Jahre alt. Wie Trisha Brown und Steve Paxton gehörte sie zu einem Kreis von jungen Tänzern und Musikern um Robert Ellis Dunn, der als Komponist und Choreograf das Konzept der Minimal Music von John Cage populär machen wollte und das Judson Dance Theater mit ihnen gründete. Der erste gemeinsame Performanceabend fand bei sagenhafter Hitze im Sommer 1965 statt und sollte allen tief im Gedächtnis bleiben. Besonders das von Rainer verfasste „No Manifesto“ beeinflusste die Tanzgeschichte. No glamour, no style, no virtuosity usw. waren Handlungsanweisungen, wie wir sie heute wiederholen würden, um zeitgenössischen Tanz zu beschreiben. Sie selbst hat das legendäre Antimanifest der nachmodernen Choreografie grandios umgesetzt. Ihre Performance „Trio A“ erregte damals Aufsehen, weil sie ohne jeden persönlichen Ausdruck und ohne Emotion Bewegungsabläufe tanzte, als wären Laien am Werk. Das nur fünfminütige Stück gilt als ein Meisterwerk des Understatements – ohne gestreckte Zehen, ohne Schminke und ohne Story, nur bewegte Körper im Raum.
Es war die Zeit von Fluxus und Happening, in der sie die New Yorker Avantgardeszene mit diesen reduziert getanzten Choreografien beeindruckte. Deshalb hat...