The Last Hours
von Siegmar Schröder
Erschienen in: Wir haben es einfach gemacht! – Reisen in internationale Theaterwelten (07/2024)
Ein besonders gelungenes Beispiel einer internationalen Koproduktion haben wir im März 2006 in der Fabrika in Prag umgesetzt. Wir hatten europäische Gelder organisiert und konnten für das Theaterprojekt Farma v Jeskyni aus Prag und das Zar Teatr aus Wrocław (Polen) gewinnen.
Die Idee war, mit schon vorhandenem künstlerischen Material gemeinsam eine Geschichte zu erzählen. Als gemeinsame Probenzeit hatten wir nur eine Woche, also musste das Ganze vorher bereits gut überlegt sein. Wir wählten als Thema die Geschichte der mutigen tschechischen Widerstandskämpfer*innen, die den Anschlag auf den deutschen „Reichsprotektor“ Reinhard Heydrich verübten.
Wenn man die Schauspieler*innen des Theaterlabors fragen würde, dann würden sie sicher The Last Hours als eine ihrer schlimmsten Erfahrungen bezeichnen. Wir probten und spielten im Frühling in der leer stehenden unbeheizten Fabrikhalle. Es gab nur eine Zeltheizung, die aber gleichzeitig mit der warmen Luft auch die Verbrennungsgase mit in den Raum leitete. Die Halle gehörte zu einer ehemaligen Aluminiumfabrik, und es lag überall feiner Metallstaub gemischt mit Ölrückständen und anderem Schmutz. In diesen Räumlichkeiten künstlerisch zu arbeiten, war eigentlich unmöglich. Der Raum bot allerdings auch einige Überraschungen, zum Beispiel einen großen Sandhaufen, und wir hatten die Idee, Michael Grunert als Heydrich darin zu vergraben. Unsere Schauspieler*innen hatten gerade...