Bericht
Theater ohne Theater oder Die Kraft eines Textes
Julia von Sell inszeniert am Goethe-Theater Bad Lauchstädt prominent besetzte Dramenlesungen
von Michael Helbing
Assoziationen: Sachsen-Anhalt Goethe-Theater Bad Lauchstädt
Erschienen am 22.10.2025

Ein Satz der Frau Marthe Rull, der jemand den schönen Krug zerbrach, böte ein Leitmotiv nicht nur für diesen Abend, an dem er fällt, sondern für alle Abende, die hier nach ähnlichem Prinzip funktionieren: „Wenn ich nicht reden soll, so bin ich unnütz hier, so will ich gehn.“
So geschieht es mitunter. Wer (vorerst) nichts mehr zu sagen hat, weil ein Autor ihm weiteren Text versagte, geht ab. Dann bleiben einige Stühle, die in Reihe oder Reihen hinter mikrofonierten Lesepulten stehen, unbesetzt. Es gibt aber auch Auftritte und Abgänge, ohne dass jemand kommt oder geht: markiert einfach dadurch, dass Scheinwerfer hier hoch-, dort heruntergefahren werden.
All die Schauspieler hier, viele große Namen und große Charaktere darunter, haben im Grunde nichts als ihr Reden. Puritanisches Sprechtheater im Sitzen, angerichtet für ein „Festspiel der deutschen Sprache“, wie es sich alles in allem seit 2006 Herbst für Herbst ereignet, zunächst auf der Heidecksburg im thüringischen Rudolstadt, bereits im Jahr darauf im historischen Goethe-Theater Bad Lauchstädt in Sachsen-Anhalt heimisch geworden: „Im schönsten Theater der Welt“, wie Ministerpräsident Reiner Haseloff dieser Tage Applaus für sein Grußwort einzuheimsen verstand.
Bund, Land und Kreis tragen zur Finanzierung des Festspiels bei, dass die Operndiva Edda Moser einst initiierte...
Erschienen am 22.10.2025