Nacheinander präsentieren sich 14 größtenteils junge Männer wie auf einem Laufsteg, als übten sie sich im Imponieren und in Selbstpräsentation. Die Arbeit der Maskenbildnerin im Theaterteam hat Spuren hinterlassen: Man will gestylt, schön und stark sein. Und dazugehören, zur Gang. Vor allem Michael, der Hinzugekommene, der Außenseiter. Doch erst einmal blühen ihm Aufnahmerituale, die tiefste Erniedrigung verlangen. Beim Wäscheaufhängen erscheinen ihm auf der Leinwand Bilder aus seiner Kindheit. „Du träumst zu viel“, herrscht ihn der Anführer der Gang an. Noch einmal wird Michael zusammengeschlagen, dann darf er schwören und ist „einer von uns“. – Was hat er davon?
Es ist mit den Händen zu greifen, wie die Insassen der Justizvollzugsanstalt Zeithain bei Riesa in Sachsen ihre Erfahrungen und kriminellen Karrieren in diese Stückentwicklung einarbeiten. „Schön oder Biest“ haben sie ihre jüngste Inszenierung getauft, wobei das französische Märchenvorbild nur sehr entfernt anklingt. „Wir haben es zu unserer Geschichte gemacht“, sagen sie anschließend im Publikumsgespräch. Eine rote Rose kommt immerhin vor. Es ist eine Geschichte vom Ringen der Mächte des Guten mit denen des Bösen. Man kennt die Delikte der Spieler nicht und kann auch die Verbrechen der Gang nur ahnen. Dass diese Verurteilten vor allem durch den Helden Michael aber auch...