11.4 Wandel und Wechsel
Erschienen in: Improvisationstheater – Die Grundlagen (10/2018)
Allmähliche Veränderung nennen wir Wandel. Abrupte Veränderung nennen wir Wechsel.75 Sehen wir uns ein Beispiel für den Wandel an:
Karsten (schluchzt heftig): „Sie hätten mich doch wenigstens vorher warnen können.“
Nina (beruhigend): „Ja, das hätten sie tun sollen, aber das ändert jetzt auch nichts mehr an deiner Kündigung.“
Karsten: „Ich werde nie wieder einen Job als Zeitungsredakteur finden.“
Nina: „ Du hast viele Fähigkeiten, du wirst auf die Beine fallen.“
Karsten (weint weniger stark): „Meinst du?“
Nina: „Natürlich. Mein Vater hat zum Beispiel nach dir gefragt.“
Karsten (wischt sich die Tränen ab): „Wirklich?“
Nina: „Sie brauchen einen Redenschreiber.“
Karsten (beeindruckt): „Im Bundeskanzleramt?“
Die Wandlung von Traurigkeit hin zu Beeindrucktsein erfolgt nach und nach. Hier ist der Prozess des Veränderns selbst interessant.
Beim raschen Wechsel hingegen, wo es uns um den Effekt geht, korrespondiert die Überraschung korrespondiert hier mit den emotionalen Reaktionen der Zuschauer – dem Lachen und dem Schrecken: Der Hochstatus-Kommissar, der erhobenen Hauptes das Zimmer verlässt und sich vor einer vorbeihuschenden Katze erschrickt, ist die komische Variante. Wenn wir uns aber in einem Horrorhaus befinden und wissen, dass die Katze von Dämonen besessen ist, dann erstarren wir vor Schrecken mit dem Kommissar, der die Überlebenden zu...