Ausstellung
Rahmen für Rahmen
Francesca Hummlers Fotoserie „Unsere Puppenstube“
Erschienen in: double 47: Puppets of Color – Postkoloniale und antirassistische Ansätze im Figurentheater (04/2023)
Ein Auge im Rahmen des Fensters, ein Gesicht im Rahmen eines Bildes und eine übergroße Hand, die das Bild in den Rahmen einer Bilderwand hängt, an der Familienporträts angebracht sind. Francesca Hummlers Fotografien sind besonders, weil sie als Fotografien mit den Mitteln der Bühneninszenierung arbeiten. In der Fotoserie „Unsere Puppenstube“ bespielt die US-Amerikanerin einen Miniaturraum, der als Bühne für die Migrationsthematik ihrer Adoptivschwester dient: das Familienerbstück Puppenstube als Rahmen für Gefühle von Zugehörigkeit, die immer wieder in Fragen nach Innen und Außen münden.
Erfunden wurde die Puppenstube im 16. Jahrhundert. Sie war zunächst ein Zeichen des Wohlstands und wandelte sich im Biedermeier zu einer spielerischen Erziehungsmethode für Mädchen. Und auch Hummlers Puppenstube ist diese Biederkeit noch anzumerken, in die nun, als Aufbruch, die Schwester tritt. Aber es scheint nicht zu passen: Ein zu großes Auge im Rahmen des Fensters weint, ein Ohr blutet, ein gigantischer Fuß droht schmerzvoll auf ein Kinderbett zu treten. Alle diese Bewegungen finden in einer mise-en-scène statt, deren unterschiedliche Ebenen auf Goffmans Analysen über die Bedeutung des framings – der Rahmung – hindeuten. Im Rahmen des Puppenhauses und der darin platzierten Objekte wirkt das Gegenüber monströs und verletzlich zugleich.
Als „Beste Nachwuchsarbeit“ mit dem Vonovia Award...