Mir wird klar, dass schon lange etwas nicht gestimmt hat:
mit meiner Uhr, mit diesem Fahrstuhl, mit der Zeit.1
——Heiner Müller, Der Auftrag
Heiner Müllers Revolutionsstück Der Auftrag (1979) fokussiert auf die gescheiterte Mission dreier Abgesandter der Französischen Revolution – dem Schwarzen ehemaligen Sklaven Sasportas, dem Bauern Galloudec und dem bürgerlichen Debuisson, einem Sohn von Sklavenhalter:innen –, die nach Jamaika geschickt wurden, um einen Sklavenaufstand gegen die britischen Kolonisatoren anzufachen.2 Das Stück beginnt, als der Aufstand bereits gescheitert ist. Und so entfaltet es auch keine lineare und chronologische Handlung, sondern konfrontiert uns mit einer komplexen Konstellation von homogenen Zeiten und Räumen, die sich gegenseitig durchdringen. Es ist diese Ebene der Zeitlichkeit, auf der das Stück die Un-/Möglichkeit einer erfolgreichen Revolution kommentiert und reflektiert: Der Auftrag entlarvt die falsche Vorstellung von Revolution als teleologischem Ereignis und stellt ihr ein anderes Modell des Wandels und der Zukunft gegenüber. Dieses alternative Modell lotet das negativ Mögliche aus, erkundet Momente der Explosion und lässt dabei eine weite revolutionäre Topologie entstehen, in der sich verschiedene Zeiten und Räume überlagern und immer wieder neu anordnen.
Der Auftrag setzt mit einem Brief ein, der von Galloudec auf seinem Sterbebett in Kuba geschrieben wurde und nun...