Workshop mit Stanisław Scierski
von Siegmar Schröder
Erschienen in: Wir haben es einfach gemacht! – Reisen in internationale Theaterwelten (07/2024)
Ich bin jeden Tag mit Stanisław Scierski ins Krankenhaus gefahren. Ich war für das Teatro Nucleo der Zuständige, der bei dem großen internationalen Workshop mit den Schauspielern von Grotowski für Staszek zuständig war. Ich sorgte für die Ausstattung des Raumes und für persönliche Bedarfe. Nach dem Training war sein Knie so angeschwollen, dass es jeden Tag punktiert wurde und die Flüssigkeit abgesaugt wurde. Ich fragte ihn, ob er nicht mit weniger Intensität in die körperliche Arbeit gehen könnte, aber das war ihm nicht möglich. Er stürzte sich so hinein und zog uns Workshopteilnehmer*innen damit in seinen Bann. Neben den immer wiederkehrenden Trainingsmethoden aus dem Grotowski-Repertoire wie den plastischen Elementen – Isolationsübungen, die zu Bewegungskompositionen und zu einer Bühnenkörpersprache wurden (bekannt ist ein Film, in dem man Richard Czieslak bei der Arbeit mit Schauspieler*innen des Odin Teatret beobachten kann) – und der Stimmarbeit, bei der ein gemeinsamer Ton von allen Teilnehmer*innen die tragende Grundlage für Improvisationen bildete, hatte Scierski einige besondere Methoden.
Zum Beispiel nahm er eine Aufnahme einer norwegischen Tanzmusik als Grundlage für Improvisationen zu einer Feier. Mal war es eine Geburtstagsfeier, mal eine Hochzeit, aber das Ziel war, Dinge zu tun, die man normalerweise nur im alkoholisierten Zustand tun...