Look Out

Die Übertragungskünstlerin

Die Regisseurin Johanna Wehner verdichtet dramatische Töne auf kompositorische Weise

Erschienen in: Theater der Zeit: Hasta la vista – Bierbichler, Fiebach, Kuttner, Quiñones, Vanackere. Ein Brennpunkt zur Neubesetzung der Berliner Volksbühne (06/2015)

Da ist dieses Staunen in Augen und Sprache Johanna Wehners: wie schnell der eigene Jugendtraum – Regie – in Erfüllung ging. Eine einzige Bewerbung, an die Theaterakademie „August Everding“ in München, bedeutete den ersten wichtigen Schritt. Da ist die durchaus bodenständige Haltung, das begonnene Studium der Philosophie und Germanistik zuvor abzuschließen: Ein Abbruch wäre für Johanna Wehner nicht infrage gekommen. Da ist schließlich die Fähigkeit, in Alternativen zu denken. Dass ihr bereits die ersten Inszenierungen nach dem Regiestudium erlaubten, vom Traumberuf irgendwie leben zu können, das begreift Johanna Wehner heute noch als Geschenk.

Allein ihr Umgang mit Text zeigt, dass sie Vorgegebenes grundsätzlich infrage stellt. Darin liegt der klar definierte Beginn ihrer Inszenierungspraxis: jedes Wort umdrehen. Positionen und Beziehungen jenseits der Textoberfläche herausarbeiten. Komplexität schon über die Textfassung erzielen, damit Konflikte beleuchten: Wo es nichts zu verhandeln gibt, ist für Johanna Wehner auch nichts zu erzählen. Der Unterhaltungsaspekt? Greift als intellektuelle Teilnahme des Publikums: „Theater ist ein Medium, das überträgt.“ Ihre Textpartitur liegt vor Probenbeginn mit endgültigem Charakter vor. Als verbindliche Komposition aus Figur, Haltung und Konflikt.

Die Regisseurin ist in diesem Punkt ihre eigene Dramaturgin. Im Kampf um das Ziel, dem radikal Umgedrehten nichts mehr hinzufügen zu müssen. Dabei...

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