Theater der Zeit

Magazin

Auf den Trümmern des Neoliberalismus

Chantal Mouffe: Für einen linken Populismus. edition suhrkamp, Berlin 2018, 109 Seiten, 14 EUR.

von Jakob Hayner

Erschienen in: Theater der Zeit: Feier des Absurden – Nürnbergs neuer Schauspielchef Jan Philipp Gloger (12/2018)

Auf die Frage, was ihr größter Erfolg gewesen sei, soll Margaret Thatcher einmal geantwortet haben: „Tony Blair und New Labour. Wir haben unsere Gegner zum Umdenken gezwungen.“ Erfolg in der Politik ist, wenn man selbst noch den äußersten Gegensatz auf das eigene Feld der Begriffe geführt hat. Und Begriffe sind nie nur theoretische Abstraktionen von der Welt, sie implizieren auch einen bestimmten Umgang mit ihr. Fatal ist, dass Teile der Linken das gesamte Vokabular der neoliberalen Revolution vom „Sozialschmarotzer“ bis zur „Eigenverantwortung“ übernommen haben. So kann weder eine treffende Kritik der Verhältnisse formuliert noch eine Alternative propagiert werden. Die offizielle Linke hat sich der Ideologie der Alternativlosigkeit verschrieben und sich den Verwertungsimperativen des kreditgetriebenen Finanzkapitalismus angepasst. Aus dieser misslichen Lage sollte sie sich schleunigst befreien, schlägt Chantal Mouffe in ihrer Schrift „Für einen linken Populismus“ vor. Den Text möchte die Politikwissenschaftlerin Mouffe nicht als Beitrag zur Erforschung des Populismus verstanden wissen, sondern als politische Intervention – und als Reaktion auf die brüchige neoliberale Hegemonie. Tatsächlich lässt die seit zehn Jahren andauernde Wirtschaftskrise wenig Zweifel, dass der Markt zwar seinen Gesetzen folgen mag, diese aber soziale und ökologische Verwüstungen größten Ausmaßes mit sich bringen. Das hindert die Apologeten des Neoliberalismus nicht,...

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