Elina Finkel, im ukrainischen Odessa geborene Regisseurin und Dramenübersetzerin, hat Bertolt Brechts im finnischen Exil geschriebene Kapitalismuskomödie „Herr Puntila und sein Knecht Matti“ am Volkstheater Rostock schön auf poppigen Neoliberalismus getrimmt. Denn in ihrer Inszenierung ist der, der noch an den Markt glaubt, an das Aushandeln von Arbeitskraft und Kapital, gar nicht mehr der Großbauer und Agrarkapitalist Puntila, sondern der prekär beschäftigte Matti.
Matti, gespielt von Luis Quintana, ist der Checker, der den Handel um Arbeitskraft, Lohn und zu ergatternde Regenerationszeit längst durchschaut hat. Und der versucht, nicht nur für sich, sondern auch für andere seiner Klasse den besten Deal herauszuholen.
Der Herr indes ist der Feilscherei und Ausbeuterei längst überdrüssig. Vor der kalten Kraft der kapitalistischen Vernunft flüchtet er sich in den Suff. Da kann er noch Mensch sein. Er kann Witze reißen, Wärme beim Personal suchen und vor allem der disziplinierten Etikette seiner in höhere Sphären drängenden Tochter entfliehen. Wenn er säuft, dieser Puntila, dann ist er Mensch, freilich ein aasiger Mensch, in dieser Degenerationsstufe hinreißend gespielt von Frank Buchwald. Seinem Puntila graut regelrecht vor den Anfällen schrecklicher Nüchternheit, die ihn ereilen, wenn der Stoff zur Neige geht und er dann wieder Knecht des Kapitalismus wird, herrschender Knecht,...