14.4 Mildes Urteilen beim Spiel
Erschienen in: Improvisationstheater – Die Grundlagen (10/2018)
Dennoch gibt es eine Form des prozess-orientierten Bewertens, das uns während des Spielens selbst helfen kann. Es ist dieses kleine Gefühl des Oh-ja. Man spielt eine Szene und währenddessen läuft eine Schleife milder Urteile: Das hier fühlt sich richtig an, davon noch ein bisschen mehr. Jetzt brauchen wir einen Kontrast. Ah, jetzt könnte man ein Ende setzen.
Die Art dieser Bewertungen unterscheidet sich vom rigiden Urteilen (in richtig/falsch oder gut/schlecht):
•Die Bewertung ist prozess-orientiert und produktiv. Das Urteil bewertet nicht den einen Satz, das eine Angebot, die eine Geste. Vielmehr ordnet man das Gesagte oder die Handlung in die Gesamtszene ein und orientiert sich an der Frage: Was kann man daraus machen?
•Die Bewertung ist milde. Wenn ich einen Impuls habe, auf die Situation in einer bestimmten Weise zu reagieren (zum Beispiel ein Ende zu setzen), kann das im nächsten Moment schon wieder hinfällig sein. Milde in der Bewertung verhindert Enttäuschungen.