Auftritt

Konstanz: Der himmlische Regisseur

Theater Konstanz : „Parsifal“ (UA) von Jo Fabian. Regie und Ausstattung Jo Fabian

Erschienen in: Theater der Zeit: Thomas Ostermeier und Thomas Oberender: Die Systemfrage – Stadttheater oder freies Arbeiten? Ein Streitgespräch (12/2013)

Assoziationen: Theater Konstanz

Wer lebenslang sucht, dessen Aufbruch verheißt Spannung. Parsifals Abschied von seiner Mutter Herzeleide gleicht in Jo Fabians Inszenierung einer emotionalen Abnabelung: Hier der groß gewachsene, entschlossene, strahlende Parsifal (Jonas Pätzold). Er ist sich seines Weggehens ins Ungewisse ganz sicher. Dort die vorahnende, klammernde Mutter (Franziska Geyer). Schnell setzt sie nach ihren vergeblichen sprachlichen Verhinderungsversuchen ihr letztes Mittel ein, um den Sohn zu halten – emotionale Nähe. Der Abgang als Theaterprobe, mehrfach wiederholt, als Wechselspiel von eingeübter Abschiedsumklammerung, verzögertem Weggehen, durchdringendem mütterlichen Rufen und gehorsamer Rückkehr des Kindes. Die zunächst ungläubige, dann zunehmend missmutigere Reaktion Parsifals, weil er erkennt, dass das Rufen der Mutter eines besonderen, beachtenswerten Grundes jedes Mal entbehrt. Distanz und Trennung als Ausbleiben der Rückkehr. Jo Fabians Mythenreigen kann beginnen.

Fabian betont in seinen klar gesetzten Stationen der Suche das Existenzielle des Stoffes: Unwissenheit, Neugierde, Unschuld und Schuld, Nutzen und Sinnlosigkeit individuellen Lernens. Zudem die Wirkungsmächtigkeit eingefahrener Verhaltensmuster. Das klassische Entwicklungsschema, im höfischen Aventiure-Roman als doppelter Kursus mit pädagogischem Zeigefinger gesetzt, bricht Fabian dabei schnell. Fabians Parsifal verhält sich am Ende der Inszenierung nicht viel anders als zu deren Beginn. Sein kindlich anmutender Optimismus, seine nie versiegende Unmittelbarkeit, seine oft unbegründete Willensstärke bleiben trotz erschütternder Erfahrungen konstant. Es...

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