Dass das Theater auch bildende Künstler ins Haus holt, ist keine Seltenheit mehr. Manche sehen darin einen Trend. Andere eher ein Krisenindiz. Schlemmer und Malewitsch, aber auch Kokoschka und Immendorff – sie alle haben spartenübergreifend fürs (Musik-)Theater gearbeitet. Doch heutzutage begegnen sich da zwei Welten nicht unbedingt auf Augenhöhe: Der von öffentlichen Subventionen abhängige Theaterbetrieb trifft auf den finanziell frei flottierenden, ungleich größer dimensionierten – und gesellschaftlich entsprechend mehr beachteten – Kunstmarkt. Wenn Daniel Richter („Lulu“) oder Jonathan Meese („Dionysos“), wie 2010 bei den Salzburger Festspielen, sich bereit erklären, ein Bühnenbild beizusteuern, dann erweckt das Marketing den Eindruck, alles andere sei fast nur Beiwerk – Regie und Darsteller inbegriffen.
Jetzt hat Intendant Armin Petras am Staatstheater Stuttgart den renommierten Berliner Maler Martin Eder für die Theaterproduktion „Pfisters Mühle“ verpflichtet. Und das, obwohl Eder nicht allzu viel von solchen Gastarbeiten einschlägiger Malerstars am Theater zu halten scheint: „Ich find’s meistens ganz grauenhaft, wenn bildende Künstler ins Theater gelassen werden.“ Doch mit Petras’ Team läuft die Zusammenarbeit offenbar gut, auf Augenhöhe: „Ein sehr befruchtender und befreiender Prozess“, erzählt Eder in einer Probenpause. Wenn Petras eine Größe wie Eder ans Stuttgarter Schauspiel holt, dann nicht, um eine Stagnation des Theaterbetriebs mit Ideenleasing zu...