Gespräch
Gespräch mit Rolf Michenfelder, Theater neben dem Turm
von Siegmar Schröder und Rolf Michenfelder
Erschienen in: Wir haben es einfach gemacht! – Reisen in internationale Theaterwelten (07/2024)
Siegmar Schröder _ Wir kennen uns schon sehr lange. Kannst du für das Interview erzählen, wo du herkommst, aus welchem Kontext?
Rolf Michenfelder _ Mit dem Theater habe ich tatsächlich hobbymäßig 1976/77 angefangen, aber nicht mit der Perspektive auf eine Beschäftigung, die mich mein Leben lang begleitet. Ein Freund fragte mich damals: „Ich fahre für drei Monate nach Nepal zum Wandern. Kommst du mit?“ Ich habe zu der Zeit in Marburg in einem linken Druckerkollektiv gearbeitet und gemerkt: Wenn ich mich da rausziehe für drei Monate oder vielleicht auch für immer, will ich dann ausgerechnet in Nepal wandern? Nee, ich habe jetzt schon hobbymäßig Theater gespielt, das würde mir viel mehr gefallen. Ich hatte eigentlich immer große Lust herumzufahren und Geld mit dem zu verdienen, was ich mache – aber nicht Kettchen basteln oder Energiebällchen rollen, was damals so ‚authentische‘ Beschäftigungen waren. Ich dachte, Theater, Straßentheater zu machen wäre eine Möglichkeit. So bin ich zum Lernen zum FTM (Freies Theater München) gefahren, damals die Straßentheater-Gurus mit Kurt Bildstein, George Froscher. Die habe ich angerufen. Dort habe ich Stelzenlaufen, Rhythmik gelernt und auch schon Prinzipien, wie man seinen Körper auf der Bühne wahrnehmen, bewegen kann. Nach ein paar Wochen haben sie...