„Fuck the Pain Away!“ Zu diesem Song der kanadischen Elektroclash-Performerin Peaches soll angeblich Madonna ihr Fitness-Training absolviert haben. Derzeit donnert er, live skandiert von Peaches herself, in einer Produktion der Stuttgarter Staatstheater von der Bühne. Und zwar in „Die Sieben Todsünden / Seven Heavenly Sins“, einem Dreisparten-Projekt von Oper, Ballett und Schauspiel. Hochkulturferne Profis wie Peaches, die seit Jahren mit queeren Songs wie „Fatherfucker“ gegen Rollenzwänge ansingt, könnten für frischen Wind sorgen, so das Kalkül. Peaches hatte schon in Monteverdis „Orfeo“ am Berliner HAU gezeigt, dass sie mehr kann als Porno-Poesie zu Groovebox-Sounds.
Regisseurin Anna-Sophie Mahler hat den Stuttgarter „Todsünden“-Abend als
dreiteilige Collage angelegt. Den Auftakt bildet das Brecht-Weill’sche Ballett mit Gesang „Die Sieben Todsünden“ (1933), an dem Peaches als singende Erzählerin der Hauptfigur Anna mitwirkt. In einem zweiten Durchgang, betitelt als Gegenentwurf: „Seven Heavenly Sins“, agiert Peaches als Peaches, lässt sich wie eine Punk-Queen vom Bühnenhimmel abseilen und interpretiert die Todsünden mal ganz anders – hedonistisch, feministisch, offensiv. Im Schlussteil zu Charles Ives’ mystisch raunender Musik „The Unanswered Question“, bei der sieben Mal ein fragendes Motiv ertönt, tanzt die 64-jährige Melinda Witham das letzte Solo ihrer langen Ballettkarriere. Die verbindende Idee des Ganzen: Eine Frau namens Anna blickt auf...