Bericht
Tanzende Töne im Fächermeer
Tanz im August eröffnet mit rhythmischer Ekstase, lasziver Körperpoesie und nachdenklicher Entschleunigung – ein Festivalauftakt, der vor allem im Kontrast seine Kraft entfaltet.
von Peter Sampel
Assoziationen: Berlin Tanz Dossier: Festivals Hebbel am Ufer (HAU)
Erschienen am 18.8.2025
Selten hat sich das Merchandise-Produkt eines Festivals so sehr bewährt wie die Pappfächer von Tanz im August. Wohin das Auge blickt – ein rotes Fächermeer, mal sanft, mal manisch hin und her schwingend. Kollektives Schwitzen bei 34 Grad Außentemperatur ist an diesen ersten Tagen des größten deutschen Tanzfestivals angesagt. Doch nicht nur die Fächer und zahlreiche fantastische Tänzer:innen bewegen sich in den ersten sechs Produktionen durch die Aufführungsräume. In gleich vier Werken ist Live-Musik prävalent – und das nicht als Begleitwerk, sondern als integrierter performativer und für das Bühnenerlebnis elementarer Bestandteil.
Ein Knall zu Beginn
Wie oft spricht man im Tanz von einem Feuerwerk, aber nur selten ist es so wörtlich zu nehmen wie in Némo Flourets „Derniers Feux“, das im HAU1 die diesjährige Festivalausgabe eröffnete. Ganz unvermittelt, ohne die üblichen Festivalansprachen durchdringen den abgedunkelten Raum die Töne einer Trompete, die schließlich in einem „gackernden Lachen“ münden. Dann plötzlich ein Knall und mehrere Feuerwerkskörper leuchten auf.
Ab diesem Moment gibt es für 60 Minuten kaum einen Moment der Stille, die Bühne erscheint wie der Backstagebereich einer Großveranstaltung. Meterlange Holzstäbe mit bunten Pullovern werden rein- und wieder rausgetragen, große Pappbuchstaben bilden an dem Gerüstgebilde unterschiedliche Wörter, hunderte bunte Miniflaggen werden vom...
Erschienen am 18.8.2025
