13.2.3 Sich um sich selber kümmern
Erschienen in: Improvisationstheater – Die Grundlagen (10/2018)
Einige Impro-Grundregeln zum Umgang mit den Mitspielern haben sich in den letzten Jahrzehnten als knackige Mantras verselbständigt:
•„Unterstütze deinen Partner!“
•„Lass deinen Partner gut aussehen!“
•„Nimm die Angebote deines Partners an!“
Diese Sätze, so sinnvoll sie im Einzelfall auch sind, kann man aber schnell falsch verstehen, wenn sie verabsolutiert werden.78 Im schlimmsten Falle führt nämlich die radikale Fokussierung auf den Partner dazu, dass sich die Spieler nur gegenseitig bestätigen, kopieren und in eine Abwärtsspirale begeben.
A: „Esther!“
B: „Tina!“
A: „Schön, dass du da bist.“
B: „Ja, ich freue mich, dich endlich wiederzusehen.“
A: „Wie war die Fahrt?“
B: „Super! Bei dem Wetter konnte ich die Berge richtig genießen.“
A: „Ich bin ein ganz großer Schweiz-Fan.“
B: „Das Leben dort ist einfach viel entspannter.“
A: „Ja, ich hab ja mal ein halbes Jahr in Zürich gewohnt.“
B: „Ist ja auch praktisch, wenn man, wie du Finanzwirtschaft studiert hat.“
Die Szene plätschert heiter, unbeschwert und leider extrem langweilig vor sich hin. Man beachte, dass beide Spielerinnen die Angebote der anderen sowohl akzeptieren als auch eigene Angebote hinzufügen. Was sie aber beide nicht tun, ist, ihrer eigenen Figur eine Kante zu geben, eine Perspektive. Auf diese Weise vermeiden sie, wirklich miteinander...