Magazin
Der Langläufer
Fünfzig Jahre Leben im Theater – Friedrich Schirmers Aufbruch und Rückkehr
Erschienen in: Theater der Zeit: Zwillingsbruder eines Bürgerkriegs – Wajdi Mouawad und der Libanon (09/2020)
Alles begann in Castrop-Rauxel. Am 1. August 1970 startete dort das Theaterleben des Friedrich Schirmer – zunächst als Hospitant, aber bald schon als Dramaturg. Früh geprägt wurde er von Schauspielerinnen und Schauspielern wie Angela Winkler (die ihn „Friedel“ nannte) oder Günter Strack (der ihm eine Zukunft als Theaterchef voraussagte).
Der Kollege behielt recht: 1985 übernahm Schirmer tatsächlich seine erste Intendanz, und mittlerweile sind es fünfzig Jahre, die er am Theater verbracht hat – zeitweise als Kapitän großer Staatstheater-Tanker, mit allen damit verbundenen Höhen und Tiefen. Schirmer, der sich immer wieder neu erfand und 1991 dreißig Kilo abspeckte, ist vieles: Langläufer (der auch mit Olympiasieger Dieter Baumann Runden drehte), Marathonmann (2003 in Köln) – und im Theater Mentor, Förderer, Impulsgeber, Anstifter. Einer, der seine Begeisterungsfähigkeit gern ans Publikum weiterreicht. Was ihn zu einem der wichtigsten (nicht wichtigtuerischsten) Ermöglicher der Schauspielszene werden ließ, ist sein Gespür für Geschichten und Talente.
Zu den Geschichten: In Esslingen, seiner ersten Station als Theaterleiter, machte er mit volkstheatralischen Stoffen wie Friedrich Wolfs „Der arme Konrad“, Heinrich Laubes „Die Karlsschüler“ oder Oliver Storz’ „Die barmherzigen Leut’ von Martinsried“ auf sich aufmerksam. Und zu den Talenten: In Freiburg (ab 1989) und vollends in Stuttgart (ab 1993) entdeckte Schirmer...