Magazin
Nasen, Pässe und Klagen tauschen
Die Tanz-Biennale in Venedig trotzt Corona
von Renate Klett
Erschienen in: Theater der Zeit: Das Lachen der Medusa – Feminismus Theater Performance u. a. mit Barbara Vinken (01/2021)
Venedig hat sich mit seinen Kulturaktionen recht schlau durch den Corona-Sumpf ge- schlängelt. Das Filmfestival fand statt, die Architektur- und die nächste Kunstbiennale wurden verschoben, aber einige der Festivals und Veranstaltungen drum herum trösteten darüber hinweg. So auch die Biennale Danza, für die zum letzten Mal die kanadische Choreografin Marie Chouinard verantwortlich zeichnete. Die Programmdirektoren für Theater, Tanz, Musik, Architektur etc. werden jeweils für vier Jahre ernannt – Chouinards Nachfolger ist Wayne McGregor.
Die Aufführungen, die ich sah, fanden alle im Arsenale statt. Nachts über das riesige leere Gelände zu gehen, ist ein gruselig schönes Erlebnis. Und wenn dann kurz vor dem Ziel die gigantische Lichtinstallation „Building Bridges“ von Lorenzo Quinn übers Wasser grüßt, dann ist man nicht mehr von dieser Welt. Nach einem solchen Auftritt draußen haben es die Vorstellungen drinnen nicht leicht.
Aber die Aufführung „The Time Takes The Time Time Takes“ des Choreografenduos Guy Nader und Maria Campos aus Barcelona schlug sich glänzend. Das Stück mäandert wie sein Titel und erfindet dabei eine ganz eigene Formensprache aus Hebe-, Roll-, Streck- und Drehbewegungen, die sich unaufhaltsam aneinanderreihen. Das ist sehr ästhetisch, sehr kraftvoll und wird mit lässiger Eleganz zelebriert wie ein Trip. Die fünf fantastischen Tänzer verschaffen dem...