„Museen haben eine friedensstiftende Qualität“
Gereon Sievernich im Porträt
von Gabriela Walde
Erschienen in: CHANGES – Berliner Festspiele 2012–2021. Formate, Digitalkultur, Identitätspolitik, Immersion, Nachhaltigkeit (10/2021)
Alles weiß und leer – die verwinkelten Gänge, die zu seinem Büro führen, wirken geisterhaft. Noch vor Kurzem hingen hier die Plakate verschiedener Ausstellungen im Martin-Gropius-Bau. Am Sonntag wird Gereon Sievernich nach 17 Jahren als Direktor verabschiedet. Mit ihm gehen seine Plakate, sie kommen ins Plakatmuseum Dortmund. Für den 69-Jährigen ist das durchaus ein symbolischer Akt, seiner Nachfolgerin Stephanie Rosenthal hinterlässt er eine Carte blanche. Mit 45 Jahren wird die gebürtige Münchnerin, die zuletzt in London lebte, neue Bilder erfinden und für den Martin-Gropius-Bau vermutlich ein etwas anderes Profil entwickeln.
Was wird er am meisten vermissen? „Die Möglichkeit, die Welt zu erkunden!“, sagt Gereon Sievernich. Von L.A. bis nach Peking führten ihn seine Dienstreisen. Er war selbst dabei auf einem Schiff in der Bucht von Abukir. An der Küste Ägyptens lagen einst zwei reiche Handelszentren: Heraklion und Kanopus. Dann verschluckte sie das Meer. „Was für ein verwunschener Ort“, erzählt er. Er sah, wie Taucher*innen die Antiken mit dem Kran aus dem Wasser holten. Getaucht ist er selbst nicht.
Die Schau „Die versunkenen Schätze Ägyptens“ hält bis heute mit 450.000 Besucher*innen den Besucher*innenrekord. Als er Ai Weiwei in Peking besuchte, sah er, wie eingeschränkt der chinesische Künstler leben musste. Hunderte Überwachungskameras...