Magazin
Das offene Fenster
Zum Tod von Beatrix Bühler
Erschienen in: Theater der Zeit: This Girl: Die Schauspielerin Johanna Wokalek (09/2014)
Man erkannte sie an ihrem schweren Schuhwerk und an ihrer leisen Stimme, vor allem an ihrer produktiven Unruhe. Beatrix Bühler war meistens unterwegs: von Theater zu Theater, von Festival zu Festival, von Produktion zu Produktion. Auf Bahnhöfen erfuhr man von ihr, was künstlerisch und gesellschaftlich relevant auf den Bühnen verhandelt wurde. Dabei reiste sie nicht nur auf den Hauptpfaden der Theaterkunst, sondern vor allem auf den Neben- und Umwegen. Sie war immer auf der Suche nach den performativen Experimenten, war immer wieder an der Gründung von Dramatik- und Autorenwerkstätten beteiligt, sie war immerzu Grenzgängerin zwischen Stadttheater und freier Szene.
Trix, wie sie von denen genannt wurde, die sie kannten, stammte aus Freiburg im Breisgau und hatte in den 1970er Jahren Theaterwissenschaft, Germanistik und Philosophie in Wien und Berlin studiert, aber ihr Heimathafen war über viele Jahrzehnte Bern. Dort startete sie mit einer Gastspielreihe das Festival Auawirleben, das sich seit 1982 zu einem wichtigen Forum neuer Theaterformen etablierte. Das Schlachthaus, das sich in der Schweizer Hauptstadt aus dem von Beatrix Bühler initiierten Ereignis zur Institution entwickelte, verpflichtete sich der ganzjährigen Auseinandersetzung mit den darstellenden Künsten. Neben nationalen Entdeckungen öffnete sie auch ein Fenster zu den avantgardistischen freien Szenen im Westen und...